
Wer mich privat und beruflich kennt, weiß schon, wie groß meine Leidenschaft für die deutsche Sprache ist. Deshalb wollte ich einmal in meinem Blog meinen persönlichen Beitrag zur Schönheit dieser Sprache leisten. In einem von meinen Lieblingsbüchern „L’interprete“ („Der Dolmetscher“) von Diego Marani liest man, dass die Sprachen wie die Zahnbürsten sind: jeder müsste seine eigene in den Mund stecken. Das ist eine Frage der Hygiene und der guten Erziehung. Lassen Sie mich heute „unfair“ sein, denn ich habe Lust, eine fremde Zahnbürste zu verwenden. Deshalb bitte ich der deutschsprachigen Leserin bzw. dem deutschsprachigen Leser um Entschuldigung für alle möglichen Fehler, die mir unvermeidlich entgehen können. Das ist wegen meiner sogenannten fremdsprachlichen Spontaneität. Ich bin kein deutscher Muttersprachler, aber Italienisch und Deutsch sind die Sprachen, die mir wirklich so sehr am Herzen liegen. Meinen deutschen Freunden, Kollegen und Bekannten sage ich immer, ich bin innerlich deutsch, was sich vielleicht viel schöner mit der unübersetzbaren italienischen Bezeichnung „crucco dentro“ ausdrücken lässt.
Alles begann im Jahr 1992 bei meiner ersten Deutschstunde. Ich kann mich daran immer noch sehr gut erinnern, wie mir und meinen Schulkameraden die deutsche Sprache präsentiert wurde. Vorher war ich genauso wie die anderen total überzeugt, dass Deutsch gar keine gesprochene sondern eine gebellte Sprache war. Wo die Schönheit einer solchen Sprache lag, kam uns total unbekannt vor. Ganz zu schweigen von allen mit Deutschland verbundenen historischen Vorurteilen und kulturellen Klischees. Sobald meine erste Deutschlehrerin diese Sprache ausgesprochen hat, ist plötzlich jene verstellte Vorstellung der deutschen Sprache total verschwunden. Mir kommt schon wieder in den Sinn, wie viele Wörter sie an die Tafel geschrieben hatte. Sie hatte von uns allen die deutschen Wörter gesammelt, die nun mehr unbewusst unserem tagstäglichen Sprachgebrauch angehörten. Und es waren wirklich viele. Seitdem hat sich für mich Deutsch als eine ganz andere Sprache entpuppt. Schlicht gesagt war das Liebe auf den ersten Blick. Tja, die deutsche Sprache hatte für mich damals – und immer noch heute – eine ganz besondere Musikalität. Und in diese Musik habe ich mich damals total verliebt. Schrittweise war es mir total klar, wie schwer diese Sprache für einen Italiener sein konnte. Der Satzbau war für mich damals so geheimnisvoll, dass die Suche nach der richtigen Stellung eines Verbs in einem deutschen Satz manchmal wirklich so sehr herausfordernd war. Und zuletzt aber nicht weniger wichtig waren natürlich auch die ewig überlangen deutschen Wörter, die manchmal bis zu sogar vier und auch mehr weiteren Begriffen beinhalten konnten. Es war klar, im Weg standen vor mir so viele Hindernisse, bevor ich Deutsch wirklich gut in Wort und Schrift beherrschen konnte. Ich muss aber ehrlich sein, die Liebe und Begeisterung für diese Sprache haben mir immer wieder so sehr weitergeholfen, die schweren Universitätsjahren zu überwinden und mich in der Mentalität der Deutschen bzw. Österreicher während meiner häufigen Studiums- bzw. Arbeitsaufenthalte im Ausland einzuleben.
Von damals bis heute sind viele Jahre vergangen und es gibt immer wieder etwas Neues über diese Sprache zu lernen. Bei jedem Dolmetsch – bzw. Übersetzungsauftrag finde ich, dass Italienisch und Deutsch wirklich eine perfekte Verbindung bilden. Heute fragt mich noch jemand, wieso ich diese Sprache ausgewählt habe und sie schauen mich immer mit aufgerissenen Augen, wenn ich ihnen sage, dass Deutsch meine Lieblingsfremdsprache ist. Und immer wieder höre ich die üblichen Vorurteile dem „Deutschtum“ gegenüber: „Deutsche Sprache, schwere Sprache”, „die Deutschen sind kalt“, „Deutsch ist nutzlos, denn in Deutschland wird natürlich auch Englisch gesprochen”. Sagt mir, was ihr wollt. In diesen 28 Jahren habe ich noch gar keinen Grund gegen die deutsche Sprache herausgefunden. Es tut mir Leid, ich habe noch nicht die Nase voll von dieser Sprache und Gott sei dank wird sie immer noch so sehr auf dem Markt gefragt. Diese Liebe und Begabung für Deutsch möchte ich auch soweit wie möglich meinem Nachwuchs übertragen, denn es lohnt sich einfach immer noch Deutsch zu lernen, insbesondere in unserem Land.